Das Friedenslicht aus Bethlehem findet auch in Corona-Zeiten seinen Weg nach Burghausen

Eine Szenerie, die sonst den nachbarschaftlichen und grenzübergreifenden Brückenschlag in vorweihnachtlicher Pracht verkörpert, mutete in diesem Jahr fast befremdlich an. Wo sonst eine Blaskapelle den Fackelzug mit hunderten von Jugendlichen im Gefolge anführt und es zur Vereinigung mit den österreichischen Kameradinnen und Kameraden kommt, näherten sich in diesem Jahr am vergangenen Freitagabend nur jeweils eine Hand voll Repräsentanten der deutschen und österreichischen Feuerwehren der Staatsgrenze.

Fast verloren wirkten diese auf der sonst menschenleeren Brücke und die Szene erinnert wohl eher an einen Agentenaustausch, als an die Übergabe des Friedenslichts. Penibel genau waren beide Seiten bedacht, die Staatsgrenze nicht zu überschreiten und ganz coronakonform schaffte dann auch nur die Flamme aus Bethlehem den Weg nach Bayern, deren Friedensbotschaft vor keiner Grenze Halt macht. Braunaus Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser und die beiden Friedenslichtkinder Lisa Mayer und Andrea Sterr von der Freiwilligen Feuerwehr Überackern, mussten von der Grenzmarkierung weiter beobachten, wie das Licht weiter seinen Weg in die Stadtpfarrkirche St. Jakob fand. Nachdem es dort in der Laterne vom Winhöringer Jugendfeuerwehrmitglied Andreas Brandmüller in Begleitung von Kreisbrandrat Franz Haringer und Kreisjugendwart Rupert Maier Einzug hielt, hieß Stadtpfarrer Erwin Jaindl das kleine Licht mit großer Symbolkraft im Rahmen eines kurzen Gottesdienstes willkommen. Um die Besucherzahl kontrollieren zu können, war man heuer für den zeremoniellen Teil vom Stadtplatz ins Kircheninnere ausgewichen. Unter der Einhaltung strenger Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen war auch hier nur eine kleine Zahl an Teilnehmern zugelassen. Pro Feuerwehr war maximal ein Jugendlicher in Begleitung eines Jugendwartes erschienen, um das Friedenslicht in die jeweilige Heimatgemeinde weiterzutragen. „Wir sind froh und haben von Seiten der Kirche alles dazu beigetragen, um die mittlerweile zur vorweihnachtlichen Tradition gewordene Veranstaltung auch in diesem Jahr durchführen zu können“, erklärt Stadtpfarrer Erwin Jaindl.

Nachdenklich zeigte sich Kreisjugendwart Rupert Maier, nachdem er ein von Erwin Dürnberger eigens verfasstes Gedicht „Licht in schweren Zeiten“ vortrug. „Der heutige Tag und die bewegende Übergabeszene auf der Grenzbrücke macht mich vor allem demütig, wie ein kleiner Virus die Welt derart aus den Angeln heben kann und relativiert andere Alltagsprobleme ins Unbedeutende“, so Maier. Dennoch sei man froh, dass man den Brauch der Friedenslichtübergabe auch im 34. Jahr seines Bestehens ausüben konnte. Auf Initiative des ORF wurde das von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu entzündete Licht 1986 erstmals in einer speziellen Laterne nach Österreich geflogen und findet seitdem von dort auch alljährlich seinen Weg in die bayerischen Nachbarlandkreise. „Wir hoffen, dass wir es im nächsten Jahr wieder in größerem Rahmen mit allen Jugendfeuerwehrmitgliedern und vielen Bürgerinnen und Bürgern am Stadtplatz empfangen können und die Coronaweihnacht nur noch in unserer Erinnerung präsent ist“, hofft Kreisbrandrat Franz Haringer. Ab sofort besteht die Möglichkeit, sich das Friedenslicht aus den Burghauser Kirchen in die eigenen vier Wände zu holen.