Die „neue“ Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen ist bereits ein halbes Jahr „alt“, musste seit ihrer Indienststellung Anfang Mai bereits zu 80 Einsätzen ausrücken und konnte dabei erfolgreich bei der Rettung von 15 Personen eingesetzt werden. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen hatten bisher verhindert, dass das rund 800.000 € teure Einsatzmittel im festlichen Rahmen seinen kirchlichen Segen erhält. Bei einer kalkulierten Lebensdauer des Fahrzeuges von mindestens 20 Jahren kann man allerdings auch noch nach fünf Monaten von der „neuen“ Drehleiter sprechen und so wagten sich die Verantwortlichen vergangenen Samstag daran, den längst überfälligen kirchlichen Segen nachzuholen. Die erstmals für April geplante Segnung sollte ursprünglich mit einem großen Festtag, Feldgottesdienst und zahlreichen Gästen aus Nah und Fern gefeiert werden. Mittlerweile waren die Verantwortlichen von Stadt und Feuerwehr allerdings froh, die Veranstaltung überhaupt stattfinden lassen zu können. So wurde am Samstagabend im kleinen Kreis und unter der Einhaltung strenger Hygiene- und Sicherheitsstandards nun der kleinste Rahmen für das größte Fahrzeug im Fuhrpark der Burghauser Wehr angesetzt.
Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau erhielt die Drehleiter von den beiden Geistlichen Pfarrer Erwin Jaindl und Pfarrer Dr. Diethard Buchstädt den kirchlichen Segen. Im Anschluss daran folgte ein kleiner Festakt in der Fahrzeughalle des Feuerwehrgeländes an der Unghauser Straße. Vorsitzender Thomas Lindner durfte hierzu neben den amtierenden politischen Würdenträgern auch Mitglieder des alten Stadtratgremiums und Altbürgermeister Hans Steindl begrüßen, welche die Anschaffung und Finanzierung der Drehleiter noch in ihrer Amtszeit auf den Weg gebracht hatten.
Kommandant Florian Hobmeier betonte die Notwendigkeit der Ersatzbeschaffung, denn der in die Jahre gekommene Teleskopmast wies als Vorgängerfahrzeug bereits technische Mängel auf. Die neue Drehleiter mit einem 5-Mann-Korb und einer Leiterlänge von 32 Metern erhöht die Schlagkraft zudem erheblich. Mit dem neuen Fahrzeug hat die Freiwillige Feuerwehr Burghausen als erste im Landkreis auch einen sogenannten „Rescue Loader“ angeschafft. Gemeint hiermit ist eine hydraulisch gesteuerte Vorrichtung, welche an der Spitze des Leitersatzes anstelle des Rettungskorbes montiert wird. Hier kann dann eine Schwerlasttrage mit einer Tragkraft von 500 kg befestigt und zielgenau in Gebäudeöffnungen zur Rettung schwergewichtiger Patienten manövriert werden. Dieses System kam in Burghausen bereits zweimal erfolgreich zum Einsatz, zuletzt im August beim Transport eines 240 kg schweren Patienten aus dem dritten Obergeschoß eines Mehrparteienhauses. Die neue Drehleiter des Ulmer Herstellers Magirus auf einem Mercedes-Benz-Fahrgestell stellt laut Hobmeier nun wieder ein zuverlässiges Einsatzmittel dar, welches mit moderner Technik hilft, das permanent hohe Einsatzaufkommen der Feuerwehr Burghausen zu bewältigen.
Erster Bürgermeister Florian Schneider sicherte in seinem Grußwort auch unter neuer politischer Verantwortung eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Feuerwehr zu. „Wir bewegen uns in denkbar schwierigen Zeiten aber wir werden auch künftig unsere Freiwilligen Feuerwehren als kritische Infrastruktur mit Hilfe entsprechender Investitionen auf Stand halten und letztendlich somit auch das enorme ehrenamtliche Engagement würdigen, das die Einsatzkräfte tagtäglich aufbringen“, so Schneider.
Dass das neue Fahrzeug etwas Besonderes ist, hat man auch weit über die Stadtgrenzen hinaus registriert. Der fränkische Miniaturmodellautohersteller Rietze hatte bereits im Juli den detailgetreuen Nachbau des Burghauser Fahrzeuges auf den Modellbaumarkt gebracht. Als Erinnerungsgeschenk an diesen Abend konnte Vorsitzender Thomas Lindner den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern ein Miniatur-Modell der Drehleiter im Maßstab 1:87 überreichen.