Es war ein anspruchsvolles Szenario, das die Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr Ach am vergangenen Donnerstag der Übung zugrunde legten, an der sich auch die Freiwillige Feuerwehr Burghausen beteiligte. Es wurde davon ausgegangen, dass eine flussaufwärts fahrende Plätte auf Höhe von Flusskilometer 19 zwei talfahrende Schlauchboote rammte, woraufhin diese in Seenot gerieten. Während sich in der Plätte nur der Bootsführer befand, herrschte über die Besatzung in den Schlauchbooten und deren Verbleib Unklarheit. Es musste davon ausgegangen werden, dass mehrere Personen in der Salzach trieben oder sich teilweise an Land retten konnten, und dort auf weitere Hilfe warteten.
Wohl ähnlich, wie bei einer realen Schadenslage auf der Salzach, waren die beiden Rettungsboote der Freiwilligen Feuerwehr Ach die ersten Einsatzmittel, welche zu Wasser gelassen wurden und die Suche aufnahmen. Nahe der Einsetzstelle, unter der Neuen Grenzbrücke, wurde eine Einsatzleitung mit dem Kommandowagen der Freiwilligen Feuerwehr Ach und dem Einsatzleitwagen der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen aufgebaut. Da sich am Tag der Übung das Burghauser Luftkissenboot in Reparatur befand, kamen zwei Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen zur landgebundenen Wasserrettung und Personensuche an der deutschen Uferseite zum Einsatz. Weitere österreichische Feuerwehren aus Hochburg, Überackern, Tarsdorf und St. Radegund waren alarmiert und eilten mit weiteren Feuerwehrrettungsbooten zur angenommenen Schadenslage an die Salzach. Auch die Wasserwachten aus Burghausen und Burgkirchen-Emmerting waren in die Suchaktion eingebunden und kamen mit jeweils einem Boot zum Einsatz. Die österreichische Uferseite wurde von Fußtrupps auf an Land gegangene Personen abgesucht.
„Das Augenmerk bei der Übung lag auf der grenzübergreifenden Zusammenarbeit aller Organisationen, für deren Gelingen die Koordination und Kommunikation über Funk den Grundstein legt“, informiert Günter Patsch, welcher das Szenario ausgearbeitet hatte. Hier gibt es grundlegende Unterschiede. Während in Österreich die Einführung des Digitalfunks noch bevor steht, ist dieser in Deutschland schon umgesetzt und bewährte Realität. „Wir nutzen die Übung, um weitere Erfahrungen mit unserer Funktechnologie im Bereich der Salzach zu sammeln“ erklärte Burghausens Kommandantenstellvertreter Florian Hobmeier. Ein Arbeitskreis hatte in der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen die Einführung des Digitalfunks vorbereitet und begleitet und betreut das Fachgebiet bis heute. Mitglieder des Arbeitskreises waren auf die verschiedenen Feuerwehrrettungsboote und den Burghauser Einsatzleitwagen zu Sprechproben verteilt. „Wir konnten von jedem noch so abgelegenen Punkt auf und an der Salzach problemlos miteinander kommunizieren. Der Vergleich zum Analogfunk zeigt, dass dieser schnell an seine Grenzen stößt und in Teilbereichen eingeschränkter bis gar kein Funkverkehr mehr möglich war“, so Hobmeier weiter. Nachdem alle Personen gerettet waren, wurde im Rahmen einer gemeinsamen Übungsnachbesprechung Fazit gezogen. Übungsleiter Christoph Patsch hatte auch Kräfte der österreichischen Polizei hinzu gezogen, welche die Übung begleiteten und ihre Eindrücke schilderten. „Wir müssen allen Beteiligten erst mal gratulieren. Trotz des rein ehrenamtlichen Hintergrundes wurde eine hohe Professionalität an den Tag gelegt, welche durch routinierte Souveränität und von Grund auf koordiniertem Vorgehen zum Ausruck gebracht wurde“, so Volker Landsfried und Markus Pöttinger vom Polizeirevier Ach-Hochburg.
Seit Bestehen der Feuerwehren war die Landesgrenze nie ein Hindernis, sich gegenseitig oder einem anderen gemeinsam zur Hilfe zu eilen. Die Prämisse, einem anderen zu helfen, eint alle Hilfsorganisationen entlang der Salzach und die noch unterschiedlichen Kommunikationstechnologien stellen nur eine temporäre Hürde dar, welche durch gemeinsame Übung und Ausbildung mit der gewohnten Professionalität genommen wird.