Für Einsätze mit gefährlichen Stoffen und Gütern gut gerüstet

Ein am Messeplatz abgestellter Sattelzug-Lkw mit Gefahrgutkennzeichnung, aus dessen Kesselauflieger Flüssigkeit plätscherte und Rauch aufstieg, stellte für so manchen Spaziergänger im Burghauser Stadtpark am Samstagnachmittag eine etwas kafkaeske Szenerie dar. Doch statt um einen echten Schadensfall, handelte es sich um eine realitätsnah simulierte und im Vorfeld angekündigte Übung der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen zum Thema Gefahrgut. Bereits seit den Morgenstunden hatte sich die Mannschaft der Feuerwehr einer Theorieausbildung unterzogen, welche auf vier Stationen auf dem Feuerwehrgelände aufgeteilt war. Der richtige Aufbau eines Dekontaminationsplatzes, das Umpumpen gefährlicher Medien, sowie der Umgang mit Mehrgasmessgeräten und Gerätschaften aus dem Bereich Strahlenschutz wurde an vier Stationen theoretisch vermittelt. „Grundsätzlich ist dies nichts Neues für unsere Einsatzkräfte, doch gehören Einsätze aus diesem Bereich nicht zum Tagesgeschäft und kommen relativ selten vor, weshalb eine regelmäßige Auffrischung in Form von Schulungen und Übungen äußerst sinnvoll ist“, erklärt Kommandant Florian Hobmeier.

Trotz der geringen Häufigkeit kann es jederzeit zu einem Gefahrguteinsatz kommen. Erst Anfang November musste die Feuerwehr zahlreiche unsachgemäß gelagerte Chemikalien aus einem Schrottauto bergen, welches in der Robert-Koch-Straße abgestellt war. Die Einsatzkräfte mussten unter schwerem Atemschutz und in einem Körperschutzanzug Form 2 vorgehen, welcher sie vor Kontamination schützt.
Bei der Abschlussübung des Gefahrguttags am Samstag wurde von einer nochmal anspruchsvolleren Lage ausgegangen, welche eine noch schwerere Schutzausrüstung notwendig machte. Der leckgeschlagene Sattelauflieger war in drei Kammern aufgeteilt, wobei eine leer war. In einer weiteren Kammer, welche allerdings nicht beschädigt war, wurde von einem leicht entzündbaren, flüssigen Stoff ausgegangen. Die Leckage in der benachbarten Kammer ließ einen mit Wasser simulierten ätzenden, flüssigen Stoff austreten. Um sich gegen diesen zu schützen, mussten sich zahlreiche Trupps mit einem Chemikalienschutzanzug Form 3 ausrüsten, welcher sie vollständig von der Außenwelt isoliert und oftmals an das Aussehen von Raumfahrern erinnert. „Das kann nur unter massivem Personal- und Materialeinsatz erfolgen, da unter anderem auch ein Platz zur abschließenden Dekontamination der vorgehenden Einsatzkräfte aufgebaut werden muss“, erklärt Kreisbrandmeister Vincenzo Bucci, welcher sich mit einem Team für die Organisation des Ausbildungstages verantwortlich zeichnete. Die gute theoretische Vorbereitung machte sich im Übungsverlauf bezahlt. Innerhalb kurzer Zeit gelang es, die Leckage abzudichten und ausgetretene Flüssigkeit aufzufangen, welche im weiteren Verlauf mit einer Gefahrgutpumpe wieder in die Tankkammer zurückgepumpt wurde. Zufrieden zeigte sich auch abschließend Kommandant Florian Hobmeier. „Der heutige Tag hat gezeigt, dass wir für derartige Szenarien gut gerüstet und ausgebildet sind, auch wenn wir den Beweis am liebsten im Rahmen von Übungen erbringen und auf möglichst wenig Einsätze hoffen“, so der Kommandant.

Der Ablauf der Übung wird von allen Beteiligten als voller Erfolg gewertet. Lediglich in minimalen Details ließen sich Verbesserungspotentiale ausmachen, deren Ausschöpfung die Sicherheit im Einsatz weiter erhöht. „Aus Unachtsamkeit kam es bspw. vor, dass das ein oder andere Ausatemventil eines Chemikalienschutzanzuges nach oben gewinkelt war, was für den taktischen Ablauf der Übung unerheblich war, im Einsatz aber unter Umständen ein Sicherheitsrisiko darstellen kann“, erklärt KBM Vincenzo Bucci. Eine dahingehende Sensibilisierung ist als positiver Begleiteffekt des äußerst gelungenen Ausbildungstages zu werten.