Burghauser Feuerwehrnachwuchs beim „24-Stundentag“ vielfältig gefordert

Rund um die Uhr einsatzbereit und jeden Moment kann es so weit sein, dass eine Alarmierung eingeht. Was für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen tägliche Routine ist, stellt für die Mitglieder der Jugendfeuerwehr ein außerordentliches Erlebnis am Beginn ihrer feuerwehrtechnischen Laufbahn dar. Während die Erwachsenen im Einsatzfall durch das Auslösen ihres Funkmeldeempfängers aus dem Alltag gerissen werden und aus Freizeit und Beruf binnen weniger Minuten zum Feuerwehrhaus eilen, durften die Mitglieder der Jugendfeuerwehr am vergangenen Wochenende 24 Stunden im Feuerwehrhaus verbringen und sich dort zu jeder Tages- und Nachtzeit den Herausforderungen des Dienstes am Nächsten gegenübergestellt sehen. Dass dies möglichst realitätsnah geschehen kann, hatte ein mehrköpfiges Organisationsteam um Jugendbetreuer Tim Weber mit mehreren Wochen Planungsvorlauf, ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet.

Am Samstagmorgen kontrollierten die 15 Mitglieder der Jugendfeuerwehr Ausrüstung und Gerät im Rahmen einer Fahrzeugübernahme auf Funktion und Vollständigkeit, ehe ein gemeinsames Frühstück den stärkenden Grundstein für einen aufregenden Tag legen sollte. Am frühen Vormittag ging dann der erste Übungsalarm ein. Die Brandmeldeanlage des Aventinus-Gymnasiums hatte ausgelöst. Nachdem die Einsatzfahrzeuge mit den Jugendlichen das Gebäude erreichten und diese ähnlich strukturiert wie im Echteinsatz vorgingen, konnte nach der Erkundung ein eingeschlagener Druckknopfmelder als Auslösegrund festgemacht werden, weshalb es wenig später wieder zurück ins Feuerwehrhaus ging. Die Zeit während der Übungsalarme nutzten die Verantwortlichen für theoretische und praktische Ausbildungseinheiten. Jugendwart Anton Maier schulte den Nachwuchs im Vorgehen bei der Personenrettung aus einem Aufzug, wohlwissend, dass die Jugendlichen diese Fähigkeiten im weiteren Verlauf des Tages noch praktisch unter Beweis stellen müssen. Im Tiefgaragenaufzug am Bürgerhaus waren nämlich mehrere Personen eingeschlossen, die erfolgreich vom Feuerwehrnachwuchs gerettet wurden. Zudem übten die Jugendlichen das Vorgehen an einem verunfallten Pkw mit hydraulischem Rettungsgerät unter vollständiger Schutzausrüstung und in Anleitung durch ausreichend erwachsene Ausbilder. Als willkommene und nötige Stärkung folgte im Anschluss das gemeinsame Mittagessen im Feuerwehrhaus, wo das Küchenteam um Kreisbrandrat Vincenzo Bucci selbstgebackene Pizzen zubereitet hatte.

Die Mittagsruhe währte nicht lange, denn als nächstes wurde eine unter einem Container eingeklemmte Person auf dem Betriebsgelände eines Burghauser Fuhrunternehmens gemeldet. Die Jugendlichen meisterten diesen Einsatz aus dem Bereich er technischen Hilfeleistung bravourös und befreiten die Übungspuppe durch den Einsatz pneumatischer Hebekissen.

Bei einem Brandeinsatz im Freien galt es wenig später, in Brand geratene Holzpaletten abzulöschen, ehe der Schwierigkeitsgrad im Anschluss durch ein angenommenes Feuer in der Tiefgarage im Salzachzentrum deutlich erhöht wurde. Bei diesem größeren Szenario folgten auch zahlreiche Eltern der Einladung der Organisatoren und beobachteten, wie ihr Nachwuchs auch diese Aufgabenstellung löste und den Brand erfolgreich bekämpfte. Unter Nullsicht konnten zwei im Gebäude vermisste Personen ins Freie gerettet werden. Auch Kommandant Florian Hobmeier hatte sich unter die Zuschauer gereiht und war voll des Lobes. „Es ist imposant, mit wie viel Herzblut alle Beteiligten sich einbringen und die Jugendlichen trotz einer gehörigen Portion an Adrenalin ihren guten Ausbildungsstand unter Beweis stellen“, so Hobmeier.

Nach einem gemeinsamen Abendessen wurden die Jugendlichen in ein Waldstück nach Lindach alarmiert, wo zwei Personen abgängig waren. Nachdem das Gelände mit Suchketten durchstreift wurde, konnten die Vermissten wohlauf gefunden werden. Vorerst sollte dies die letzte Alarmierung für die Jugendlichen bedeuten, welche gezeichnet von den vielen Eindrücken des Tages, sichtlich erschöpft die Nachtruhe antraten. Doch wie es auch im realen Feuerwehrdienst vorkommen kann, ertönte gegen 3 Uhr morgens erneut der Alarm und riss die Jugendlichen aus dem Schlaf. Eine dringende Türöffnung für den Rettungsdienst erforderte schnelles Handeln, doch noch ehe man ausrücken konnte, wurde der Einsatz abbestellt, da die Wohnung bereits zugänglich war. Die Jugendlichen konnten somit den zweiten Teil der Nachtruhe antreten, welche nun auch bis zum Frühstück am Sonntagmorgen Bestand haben sollte. In der Abschlussrunde zeigte sich Organisator und Jugendbetreuer Tim Weber hinsichtlich der hohen Leistungsbereitschaft aller beteiligten äußerst zufrieden. „Mein Dank gilt sowohl den Jugendlichen, als auch den vielen Helfern und Mitorganisatoren im Hintergrund“. Die Feuerwehr Burghausen hat eine eigene Fachgruppe „Realistische Übungsdarstellung“ in ihren Reihen, welche alle Einsätze so realitätsnah wie nur möglich simuliert hatte. „Es war ein forderndes, aber auch absolut tolles Wochenende, an welches sich sowohl die Erwachsenen, als auch die Jugendlichen gerne erinnern werden“, so Weber abschließend. Der Eintritt in die Jugendfeuerwehr ist ab der Vollendung des 12. Lebensjahres möglich. Interessierte sind jeden Montag um 18 Uhr herzlich ins Feuerwehrhaus in der Unghauser Straße eingeladen.

Hinweis: Die verwendeten „Atemschutzgeräte“ sind Dummys, diese sind so präpariert, dass die Jugendlichen keinen Atemwiderstand haben.